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Christliche Soziale Arbeit in einer multireligiösen Gesellschaft

 

Fragen – Herausforderungen – Chancen

 

 

Ein muslimischer Jugendlicher in einem Jugendheim möchte in den nächsten Wochen den Fastenmonat Ramadan einhalten und deshalb tagsüber auf Mahlzeiten und Getränke verzichten. Können oder müssen Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen diesem Wunsch nachkommen und worin liegt ihre Verantwortung in der Begleitung? Ist das Ausdruck seiner Glaubensentwicklung, seiner Identitätssuche oder vielleicht doch nur eine Provokation der pädagogischen Mitarbeitenden?

 

Ein Bewohner in einer christlichen Institution für psychisch beeinträchtige Menschen richtet in seinem Zimmer eine buddhistische Gebetsecke ein und wünscht auch im Rahmen der Bezugspersonengespräche seinen Glauben bei den anstehenden Herausforderungen miteinbeziehen zu können: Kann ich das als christliche Fachperson unterstützen? Fordert mich das aus fachlichen Gründen oder aufgrund meines eigenen Glaubens heraus?

 

Menschen mit unterschiedlichsten Religionen sind in den letzten Jahrzehnten zunehmend Teil der Gesellschaft und damit auch Teil der Sozialen Arbeit geworden. Das hat in der Gesellschaft grundsätzliche politisch-philosophische Fragen ausgelöst zur Stellung der Religion in der Öffentlichkeit, zum Verständnis von Religionsfreiheit beispielsweise bzgl. des Tragens eines Kopftuches am Arbeitsplatz oder von Kruzifixen in Schulräumen, die bis heute kontrovers diskutiert werden. In der Sozialen Arbeit stehen wir vor der Herausforderung, dass wir trotz offenen Fragen Entscheidungen treffen und handlungsfähig bleiben müssen. Wie kann der muslimische Jugendliche begleitet und die Bedeutung seiner Religion und seiner Glaubensentwicklung wertgeschätzt werden? Wie kann der Bewohner in der christlichen Institution in seinem buddhistischen Glauben unterstützt werden? Und wo erleben wir diesbezüglich persönliche und fachliche Grenzen und wie gehen wir damit um?

 

Die Fachtagung will solche Herausforderungen, die in der Sozialen Arbeit in Institutionen und in Kirchgemeinden in einem zunehmend multireligiösen Kontext entstehen, beleuchten. Im Wissen, dass Religion und Kultur oft eng miteinander verwoben sind, fokussieren wir an dieser Tagung bewusst auf die religiösen Fragen und Themen.

 

Dabei sollen die entstehenden Fragen insbesondere auch aus einer christlichen Sicht reflektiert werden: Inwiefern sind wir als christliche Fachpersonen fähig und bereit für den Dialog mit Menschen aus anderen Religionen? Welche Haltung gegenüber anderen Religionen (Ängste, Neugier, …) leitet uns darin? Und welche Kompetenzen braucht es für eine religionssensible christliche Soziale Arbeit?